Wie sich die MG «Frid», Ernen, in der Stärkeklasse Harmonie 3 behauptet

In diesen Wochen sind viele Musikgesellschaften im Oberwallis ins neue Vereinsjahr gestartet, so auch die MG «Frid» Ernen. Das Corps hat eine historische Saison hinter sich.

Mitte September hat die Musikgesellschaft «Frid», Ernen, den Probebetrieb wieder aufgenommen und das neue Vereinsjahr eingeläutet. Dieses Jahr steht mit dem Kantonalen Musikfest in Crans-Montana ein ganz besonderer Höhepunkt auf dem Programm. Die «Frid» wird in der Stärkeklasse Harmonie 3 im Saalwettbewerb als Titelverteidigerin antreten. Die Chancen dafür sind intakt, wie das Oberwalliser Musikfest in Ried-Brig im Mai gezeigt hat. Dort holten sich die Erner sowohl im Saalvortrag als auch im Marschmusikwettbewerb den ersten Rang. Ein bedeutender Moment für den Verein. Präsident Lukas Clausen erklärt, worauf er diesen Erfolg zurückführt.

 

Sieg im Saal und auf der Strasse

Ende Mai hat in Ried-Brig das 85. Oberwalliser Musikfest stattgefunden. In der hart umkämpften Stärkeklasse Harmonie 3 haben am betreffenden Samstag 15 Vereine im Saalwettbewerb vor der Jury gespielt, 17 sind zum Marschmusikwettbewerb angetreten. In keiner anderen Stärkeklasse im Oberwallis gibt es mehr Konkurrenz. Und dann sicherte sich die Musikgesellschaft «Frid», Ernen, gleich in beiden Kategorien den ersten Rang. Im Saalwettbewerb mit 93 Punkten, im Marschmusikwettbewerb mit 89,5 Punkten. «Das war ein toller Moment für den ganzen Verein», sagt Lukas Clausen. Clausen ist seit 25 Jahren Mitglied im Verein, seit zehn Jahren im Vorstand und seit sechs Jahren Präsident. Er führt den Erfolg zu einem grossen Teil auf die gute Vorbereitung und auf das Engagement von Dirigent Pascal Vogel zurück. «Der Rest ist Glück und von der Tagesform abhängig», so sein nüchternes Urteil. Im allgemeinen Jurybericht des Oberwalliser Musikfestes kamen die Experten übrigens zu einem ganz ähnlichen Schluss. Sie schreiben: «Ein erspielter Rang kommt einer Momentaufnahme gleich. Schon am folgenden Tag könnte sich eine andere Rangliste ergeben, sogar bei der gleichen Jury.» In Ried-Brig hat die MG «Frid», Ernen, im Saalwettbewerb ein 2.-Klasse-Stück vorgetragen. Eine Komposition also, die eigentlich für die nächsthöhere Stärkeklasse bestimmt wäre. Dies sei auf Initiative des Dirigenten geschehen, so Clausen. Um die Musikanten zu fordern. «Ein Wechsel von der 3. in die 2. Stärkeklasse ist für uns jedoch kein Thema.» Dafür bringe man nicht die nötige Besetzung mit, sagt der Präsident. Und: «Lieber sind wir in der 3. Klasse vorne mit dabei, statt in der 2. Klasse unter den Letzten.» Vielen Vereinen geht es wohl ähnlich wie der «Frid». In den vergangenen Jahren gab es in der Oberwalliser Blasmusikszene viele Wechsel von einer höheren in eine tiefere Stärkeklasse. Die Gegenbewegung praktisch nie.

 

Mitgliederzahlen bleiben konstant

Kurz nach dem Musikfest in Ried-Brig hat die «Frid» eine öffentliche Probe mitten im Dorf durchgeführt. «Zum einen wollten wir uns der Bevölkerung zeigen», sagt Clausen. «Und zum anderen vielleicht den einen oder anderen dazu ermuntern, wieder in den Verein einzutreten oder damit zu beginnen, ein Instrument zu spielen.» Es sei ein schöner Anlass gewesen. In Sachen Mitglieder-Akquisition jedoch mässig erfolgreich. Viele Vereine im Oberwallis, insbesondere in kleineren Dörfern, haben mit Nachwuchssorgen zu kämpfen und verlieren von Jahr zu Jahr Mitglieder. Bei der MG «Frid», Ernen, sieht es derzeit gut aus. Aktuell spielen rund 30 Musikantinnen und Musikanten im Verein, die meisten Register sind gemäss Präsident gut besetzt. Die Mitgliederzahlen blieben in den vergangenen Jahren jeweils konstant. Allerdings sind viele Mitglieder schon in fortgeschrittenem Alter und es kommen längst nicht mehr so viele Jungmusikanten nach, wie es früher einmal der Fall war. Die «Frid» hat derzeit zehn Jungmusikanten in Ausbildung. Fünf davon machen schon im Verein mit. In der Vergangenheit hatte man oft mehr als doppelt so viele Anwärter. Clausen sagt: «Ich glaube nicht, dass sich das in den nächsten Jahren ändert und es zu einem grossen Aufschwung kommt. Eher das Gegenteil.»

 

Wenige Oberwalliser am «Kantonalen»

Alle fünf Jahre trifft sich die Walliser Blasmusikfamilie zum grossen Kantonalen Musikfest. Es findet abwechslungsweise in verschiedenen Teilen des Kantons statt. Das letzte wurde im Jahr 2019 in Naters durchgeführt, das nächste findet am 8. und 9. Juni 2024 in Crans-Montana statt. Die Anmeldefrist endet am 30. Oktober. Innert der Voranmeldefrist hatten laut Organisatoren nur gut die Hälfte der Oberwalliser Vereine Interesse bekundet. Dabei gibt es neben der «klassischen» Variante, welche die Teilnahme am kompletten Wettbewerb mit Konzert- und Marschmusik beinhaltet, noch verschiedene andere Möglichkeiten, vor einer Jury zu spielen, jedoch ohne klassifiziert zu werden. Auch von den Vereinen des Bezirks Goms/Östlich Raron werden wohl nur wenige nach Crans-Montana reisen. Die Musikgesellschaft «Frid», Ernen, indes wird am Kantonalen Musikfest teilnehmen. Das Corps hat sich 2019 in Naters den ersten Rang im Saalwettbewerb in der Kategorie Harmonie 3 geholt und tritt damit als Titelverteidiger an. An einem Kantonalen Musikfest treten die teilnehmenden Vereine mit einem Selbstwahlsowie einem Pflichtstück vor der Jury auf. Um sich voll und ganz auf das Pflichtstück zu konzentrieren, das die Musikgeselschaften erst zehn Wochen vor dem Fest bekommen, setzt die «Frid» beim Selbstwahlstück auf eine Komposition, die der Verein schon mal gespielt hat. «Musikalisch wollen wir sicher wieder vorne mitmischen», sagt Clausen. «Mir als Vereinspräsident ist es allerdings wichtiger, dass das gesamte Vereinsjahr gut läuft.» Neben den Proben für traditionelle Anlässe wie Winter- und Jahreskonzert will die «Frid» die Vereinsorganisation etwas umgestalten. Clausen sagt: «Bis jetzt konnten wir den Vorstand immer besetzen, aber es harzt.» Aus diesem Grund sollen die Hierarchien flacher, die Verantwortung auf mehr Schultern verteilt werden. In wenigen Wochen will man das Projekt gemeinsam mit den Mitgliedern ausformulieren.

Artikel im Walliser Boten

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